Abstract
Die vorliegende Untersuchung widmet sich der Situation von Eltern, welche ihr extrem frühgeborenes Kind in der 24. - 26. Schwangerschaftswoche verloren haben. 10 Väter und 9 Mütter, welche ihr früh- geborenes Kind zwischen dem 1.1.1998 und dem 31.12.2002 in der Klinik für Neonatologie des Universitätsspitals Zürich verloren hatten, wurden retrospektiv anhand eines qualitativen semi- strukturierten problemzentrierten Interviews 3.5 - 6.5 Jahre nach dem Verlust ihres Kindes befragt. In den Interviews wurde für die drei Zeitpunkte Verlust des Kindes, 6 Monate sowie 3.5 - 6.5 Jahre nach dem Verlust auf die vier Aspekte „Erleben der Eltern/Verarbeitungsprozess“, „Belastungen und Un- terstützung“, Persönliche Reifung“ sowie „Paarbeziehung“ fokussiert. Die inhaltsanalytische, compu- tergestützte Auswertung der wörtlich transkribierten Interviews ergibt für die Mehrzahl der Eltern nach einem belastenden Trauerprozess eine gelungene Verarbeitung. Eine Minderheit leidet weiterhin unter Symptomen von unverarbeiteter Trauer. Für diese Eltern konnten verschiedene Risikofaktoren eruiert werden. Unterstützendes überwiegt zu allen Befragungszeitpunkten über die Belastungen; zusätzlicher Unterstützungsbedarf besteht am ehesten für die ersten Monate nach dem Verlust. Von Vätern und Müttern wird über verschiedene Bereiche Persönlicher Reifung berichtet. Dabei decken sich die induktiv gefundenen Aspekte weitgehend mit den in der Forschung beschriebenen Bereiche. Für die Paarbeziehung stellt der Verlust des Kindes für die Eltern zwar aufgrund des geschlechterspe- zifisch unterschiedlichen Umgangs mit der Verlustsituation eine erhebliche Belastung dar, das traurige Ereignis wird jedoch von allen Eltern primär als verbindend bezeichnet. Aus den Ergebnissen, wel- che in der Arbeit anhand von Auszügen aus den Interviews illustriert werden, lassen sich zahlreiche Hinweise für professionell Tätige ableiten. Summary
The study here presented focusses on the situation of parents who have lost their extremely premature infant between the 24th to 26th week of gestation. 10 mothers and 9 fathers who have lost their preborn infant at the University Hospital of Zurich during the beginning of 1998 and the end of 2002 were retrospectively questioned in a qualitative semi-structured problem-focussed interview. The loss had occurred 3-5 – 6.5 years ago. The interviews focussed for the three points in time loss of the infant, 6 months and 3.5 – 6.5 years after the loss on the following aspects: “experience of the parents/coping process”; “strains/distress and support”, “posttraumatic growth” and “couple relationship”. The computer-based evaluation of the literally transcribed interviews by the method of qualitative context analysis shows that after an intensive period of mourning the majority of the parents had successfully overcome their tragic loss. A minority however still suffers of symptoms of extended mourning. For those parents different risk factors were identified. Supportive elements outweigh the burdensome experiences in all points in time; however, there is need for additional help following the first months after the immediate loss. Fathers, as well as mothers, reported different areas of personal growth; the topics inductively identified in this study corresponded with the ones found in literature. Because of the gender-specific different coping strategies applied, the loss of the infant put a heavy strain on the couple relationship. Nevertheless, all parents reported the tragic loss as an experience which eventually strengthened their relationship and formed a unique bond between them. The results of this study - which are illustrated by extracts of the interviews - provide numerous and valuable tips for professionals working in this field.