Abstract
Die in den letzten Jahrzehnten konstatierte Zunahme von chronischen Gesundheitsproblemen unter der Bevölkerung westlicher Industrienationen stellt eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar, die nicht mit dem kurativen System alleine entschärft werden kann. Programme der Gesundheitsförderung und Prävention gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Eine der Hauptzielgruppen von Gesundheitsförderung und Prävention sind Kinder und Jugendliche. Es bieten sich insbesondere Interventionen in den Lebensbereichen an, in denen diese Zielgruppe hauptsächlich verkehrt, u.a. Schule und Familie.
Das Projekt Eltern und Schule stärken Kinder (ESSKI) ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das die Förderung und Stärkung der personalen und sozialen Kompetenzen bei Kindern, Lehrpersonen und Eltern mittels international erprobter Interventionsprogramme zum Ziel hatte. Das Projekt wurde im Rahmen eines randomisierten, experimentellen Kontrollgruppendesigns mit drei Messzeitpunkten (Pretest, Post- test, Follow-up) wissenschaftlich evaluiert, um die Wirksamkeit der einzelnen Interventionen sowie deren Kombination zu überprüfen (Fäh 2009, Schmid et al. 2008, Schönenberger et al. 2007). Vorliegende Dissertation nimmt eine Detailanalyse der ESSKI-Daten vor und analysiert einerseits Unterschiede zwischen teilnehmenden Familien und Familien, die nicht an ESSKI teilgenommen haben (Kinddaten) und prüft andererseits die Wirkweisen der Interventionsprogramme in Abhängigkeit unterschiedlicher Familienkontexte (Eltern- und Kinddaten).
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Kinder und Jugendlichen der an ESSKI teilnehmenden Familien in ihren Stärken und Schwächen nicht signifikant von den Kindern der nicht teilnehmenden Familien unterscheiden (N=1‘409; SDQ-Einschätzung Lehrpersonen). Eine Clusteranalyse zeigt beim Pretest (hoch-)signifikante Unterschiede zwischen den drei gebildeten Erziehungskontexten (POSITIV, N=205; MITTEL, N=300; NEGATIV, N=183) in den folgenden Dimensionen: 1) elterliche psychische Gesundheit und Widerstandsfähigkeit, 2) Elternzufriedenheit sowie kindliche Stärken und Schwächen. Mit zunehmender Erziehungskompetenz steigt auch das selbstberichtete Wohlbefinden in den Familien an. Die Veränderungsanalyse über die drei Messzeitpunkte konnte zeigen, dass es vor allem die Eltern mit dem nachteiligsten Erziehungsverhalten sind, welche im Vergleich zu den anderen beiden Elterngruppen bezüglich ihrer psychischen Gesundheit und Widerstandsfähigkeit signifikant mehr vom Projekt ESSKI zu profitieren scheinen. In der Detailanalyse der Interventionsgruppen (Kontroll- und Experimentalgruppen) auf Einzelclusterebene konnten diese Ergebnisse nicht mehr bestätigt werden. Michaela Schönenberger Schoemaker (2012): Gesundheitsförderung und Prävention im Familienkontext. Untersuchung zur Wirksamkeit des Projekts Eltern und Schule stärken Kinder in Abhängigkeit von der erzieherischen Kompetenz der Eltern.