Abstract
Wie in den meisten autoritären Staaten hat auch das Militärregime Myanmars den künstlerischen Aus- druck der Menschen sowie deren Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst über Jahrzehnte verhindert. Die Demokratisierung 2011 hat den Menschen in vielerlei Hinsicht ihre Freiheit zurückge- geben, allerdings steckt das Land gerade was die Auseinandersetzung mit Kunst angeht noch in den Kinderschuhen. In Schulen findet beispielsweise noch heute weder Kunst- noch Musikunterricht statt und es gibt noch immer keine staatlichen Kunstmuseen, die neben ihrer Sammlungs- und Ausstel- lungstätigkeit auch als wichtige Bildungsstätte zur Auseinandersetzung mit Kunst von hohem kulturel- len Wert wären. Während des autoritären Regimes war es die Zensurbehörde und die Angst vor Ver- folgung und Gefängnis, die den freien künstlerischen Ausdruck sowie die Kunstbetrachtung verhinderte. Doch wie können Menschen, die so lange davon abgehalten wurden, sich künstlerisch frei auszudrücken oder kritische Kunst zu betrachten, nun dazu übergehen, dies zu tun? Gab es vor 2011 Strategien oder versteckte Wirkungsstätten, um die Unterdrückung zu umgehen? War auch vor 2011 so etwas wie zeitgenössische Kunst in Myanmar auszumachen und wie hat sie sich bis heute verän- dert?