Abstract
Seit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 wird „Schule“ als die Instanz zur Lösung sozioökonomischer Probleme und gesellschaftlicher Krisen adressiert. Umgekehrt wurde ökonomische Bildung in den vergangenen zehn Jahren von vielerlei außerschulischen Akteuren vorangetrieben. Welche Akteure fördern im Kontext dieser Debatte ökonomische Bildung? Welche Handlungslegitimationen lassen sich für welche Aktivitäten und in welchen Argumenten nachzeichnen und was bedeutet dies für die Rolle ökonomischer Bildung als Antwort auf ökonomische Krisenphänomene? Unser Beitrag nimmt am Beispiel der Schweiz eine explorative Analyse anhand deskriptiver Merkmale der Akteure vor, die seit der Finanzkrise 2008/2009 ökonomische Bildung aktiv fördern. Es zeigt sich für die letzten rund zehn Jahre, dass sich insbesondere Akteure aus dem privatwirtschaftlichen Bereich vermehrt im Bereich ökonomischer Bildung engagieren und dass sich ihre Aktivitäten insbesondere auf den schulischen Kontext und auf ein jüngeres Zielpublikum ausrichten. Die Argumente dieser Akteure beziehen sich auf Anforderungssituationen in verschiedenen Lebensbereichen, vornehmlich aber auf Konsumieren, Sparen und Budgetieren. Die Handlungslegitimationen der Akteure weisen auf eine dominante Vorstellung ökonomischer Bildung hin, die die Verantwortung des Individuums in finanziellen Angelegenheiten betont. Der Beitrag weist damit auf das bislang eher vernachlässigte Potenzial qualitativer und historischer Forschungszugänge für das Verständnis der gegenwärtigen gesellschaftlichen Rolle ökonomischer Bildung hin.