Abstract
Der Artikel befasst sich mit dem schulischen Religions-Unterricht in der Schweiz. Er beschreibt zunächst die geschichtlichen Entwicklungen sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dieses Unterrichtsfachs an der öffentlichen Schule. Wie die daran anschließenden Darstellungen von Lehrplänen, Lehrmedien und Forschungsresultaten zeigen, hat sich der Unterricht in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Kantonen von einem bekenntnisgebundenen zu einem religionskundlichen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler entwickelt. Mit diesen jüngsten Veränderungen gehen die religionswissenschaftliche Ausrichtung der Lehrerausbildung sowie die Annäherung der Unterrichtskonzeption an Modelle anderer allgemeinbildender Fächer einher. Dabei werden neue religionswissenschaftlich basierte Kompetenzmodelle, didaktische Ansätze und Lernarrangements entwickelt. Bei diesen Konzeptionen geht es nicht um die religiöse Identität der Kinder und Jugendlichen wie beim bekenntnisgebundenen oder interreligiösen Unterricht, sondern um das Ziel, das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher religiöser oder säkularer Herkunft durch religionskundliches Wissen und Handeln zu fördern. Im letzten Teil des Artikels wird gezeigt, wie die Religions-Verwissenschaftlichung und Didaktisierung zu einer vermehrten Institutionalisierung (Fachzeitschrift, Tagungen, Forschungsgruppen etc.) geführt hat und damit einen unübersehbaren Professionalisierungsschub bewirkten.