Abstract
Im Jahr 1921 geißelte der österreichische Publizist Karl
Kraus den Tourismus zu den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs als „Reklamefahrten
zur Hölle“. Einhundert Jahre später sind die Originalschauplätze der
Schlachten des Ersten Weltkriegs immer noch beliebte touristische Orte, an
denen an die vielen tausend Toten dieses verheerenden Kriegs erinnert wird.
Seit Mitte der 1990er Jahre haben der Begriff des Thanatourismus und die Beschäftigung
mit diesem Phänomen eine rasante Entwicklung erfahren. Dies gilt
allerdings – bis auf wenige Ausnahmen – nur für die anglophone Tourismusforschung.
Am Beispiel des Schlachtfeldtourismus soll dieses im deutschsprachigen
Raum noch recht junge und wenig beachtete Konzept kritisch diskutiert
und sein Erkenntnispotential für die kulturwissenschaftliche Tourismusforschung
ausgelotet werden.
In 1921 the Austrian publicist Karl Kraus decried tourism to the battlefields
of the First World War as “advertising trips to hell”. One hundred years
later, the original sites of the battles of the First World War are still popular
tourist sites, commemorating the many thousands of dead during this devastating
war. Since the 1990s, the concept of thanatourism and the study of this phenomenon
have undergone rapid development. However, this applies – with few
exceptions – only to Anglophone tourism research. Using the example of battlefield
tourism, this relatively young and little-noticed concept in Germanspeaking
countries will be critically discussed and its knowledge potential for
cultural tourism research will be explored.