Abstract
Pierin Vincenz ist eine nationale Grösse. Früher als umtriebiger Banker und Raiffeisen-Chef. Heute als Untersuchungshäftling. Kaum ein Medium, das über den tiefen Fall von Vincenz nicht berichtet hat. Und das Urteil scheint gefällt, bevor die Justiz gerichtet hat. Immer wieder werden Menschen an den öffentlichen Pranger gestellt. Geri Müller, Monika Stocker, Jonas Fricker, Sepp Blatter. Aber es trifft nicht nur mächtige Politiker oder Wirtschaftsleute. Es trifft auch Nicht-Prominente. Dabei scheint keine Rolle zu spielen, ob es zu schweren Verfehlungen gekommen ist oder nicht. Die Empörung ist gross und die Mechanismen, welche spielen, sind ähnlich. Woran liegt das? Schiessen die klassischen Medien heute, wo die sozialen Medien eine immer wichtigere Rolle spielen, mehr und öfter auf Mann und Frau? Oder werden die Medien damit, wie im Fall von Vincenz, schlicht ihrer Funktion als «Vierte Gewalt» gerecht? Wie es der deutsche Kommunikationswissenschaftler Hans Mathias Kepplinger sagt: «Der Medienpranger ist keine Strafe als Folge eines geregelten Verfahrens, sondern geht ihm voraus und ersetzt es vielfach.»