Abstract
Ein Blick auf die alltägliche Praxis des sich Parfümierens deckt dessen Selbstverständlichkeit
und Banalität auf. Die Banalität der Anwendung und die alles anderen als individualistischen
oder subjektiven Bedeutungszuschreibungen enthüllen Selbstverständliches. Im westlichen Kul-
turkreis werden körperliche Ausdünstungen seit Jahrzehnten reduziert und eliminiert, während
der gezielte Einsatz von kommerziellen Duftstoffen die Persönlichkeit hervorheben soll. Die in-
dividualisierten Erwartungen äussern sich in einem unerschöpflichen Angebot an Düften. Das
Parfüm(ieren) weist auf Aspekte einer sich repetierenden Kulturgeschichte hin und transfor-
miert dabei Alltägliches in einen historischen Kontext. Legitimiert wird die Relevanz des Par-
füms mit der neurologischen Funktion der Nase, verbalisiert wird die sinnliche Erfahrung des
Riechens dagegen kaum. Die kulturhistorischen Zuschreibungen und deren kommerzialisierten
Fortschreibungen finden keine Entsprechung in der alltäglichen Lebenswelt, vielmehr kommt es
zu einer performativen Überhöhung der Bedeutungszuschreibung des Parfüm(ierens)s.