Abstract
„Nihil non figuratum est.“ – Nichts ist keine Figur. Quintilian untermauert mit diesem Zitat die Bedeutung der (rhetorischen) Figur für die Rhetorik. Während im Zuge einer dekonstruktivistischen Literaturwissenschaft rhetorische Figuren den Tropen, namentlich der Metapher, untergeordnet werden, knüpft dieser Band wieder bei Quintilian an und zeigt auf, dass die Figur selbst die Struktur der Tropen prägt. Sprache ist in erster Linie figural strukturiert. Untersuchungsgegenstand sind fünf Gedichte von Johann Wolfang von Goethe, Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin aus der Zeit um 1800. Als pars pro toto einer prae-poetologischen Literaturkonzeption zeigt dieser Band auf, dass jedes Gedicht während der Lektüre verändert wird: Wie jede rhetorische Figur als Doppelung eines semiotischen Elements erscheint, so ist das Gedicht Agens und Patiens, performativ verändernde Theorie und modifiziert werdende Literatur im selben Augenblick.