Abstract
In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob in einem Text vorhandene Wortbildungen Aussagen zu der gemessenen Schreibentwicklung ermöglichen. Um dies zu klären, wurde ein 550 Texte umfassendes Korpus aus Daten der umfangreichen nationalen Stichprobe vom HarmoS-Projekt Schulsprache aus dem Jahr 2007 erstellt und ausgewertet. Dieses Korpus beinhaltet darlegende und argumentative Texte, die von Schülerinnen und Schülern des 6. und 9. Schuljahres an Schulen in der Deutschschweiz verfasst wurden. Schreibentwicklung wird in den Texten mittels 18 Indikatoren gemessen und bewertet. Die Texte werden anhand der erreichten Punktzahl auf eine von vier Entwicklungsstufen eingeteilt. Eine mögliche Korrelation von Schreibentwicklung und Wortbildung wird exemplarisch anhand der in den Texten vorkommenden Substantivkomposita untersucht, welche nach ihren Bildungsmodi in Ad-hoc-Komposita, bekannte Komposita und Komposita aus der Aufgabenstellung unterteilt und nach quantitativen, semantischen und formalen Kriterien ausgewertet werden. Aus den Auswertungen wird ersichtlich, dass in argumentativen und darlegenden Texten mit zunehmender Entwicklungsstufe die Komplexität und die Anzahl der verwendeten Komposita zunächst zunimmt, auf der höchsten Entwicklungsstufe aber rückläufig ist. Diese Feststellung findet eine Erklärung in der stark ausgebildeten Leserorientierung auf dieser Entwicklungsstufe.