Abstract
Herausforderung: wissenschaftliche Expertise für politische Entscheidungen. Komplexe politische Entscheide bedürfen zunehmend wissenschaftlicher Erkenntnisse und Expertise. Der Austausch zwischen Akteuren des politischen und des wissenschaftlichen Systems steht dabei aber vor einer Reihe von Herausforderungen: Der Anreiz, Ressourcen in die Kommunikation mit politischen Akteuren zu investieren, ist für Wissenschaftler eher niedrig. Das Wissenschaftssystem honoriert vor allem die Kommunikation von Erkenntnissen und Befunden in Fachmedien und in der Fachöffentlichkeit. Daher folgt die Kommunikation von Wissenschaftlern überwiegend den wissenschaftlichen Produktions- und Vermittlungslogiken, die mit Blick auf die Komplexität und Terminologie nur bedingt an die politische Logik der Meinungs- und Willensbildung wie auch Entscheidung anschlussfähig ist. Zudem verfügen Wissenschaftler teilweise nicht über die zeitlichen Ressourcen oder kommunikativen Fähigkeiten, um ihr Wissen in das politisch-administrative System wie in die Gesellschaft einzubringen. Und die Interaktion mit Akteuren des politischen Systems ist für Wissenschaftlerinnen wie Wissenschaftler riskant, weil vielfach nur kurzfristig Beratung nachgefragt wird. Ferner besteht stets das Risiko, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lediglich zur Legitimation eigener Interessen oder Positionen und damit als „opportune Zeugen“ in der Politik eingesetzt werden.