Abstract
HIV und AIDS haben im vergangenen Vierteljahrhundert die Medizin und die medizinische Forschung geprägt wie kaum eine zweite Krankheit. Wenn wir heute um uns blicken, dann erkennen wir, in einer Art gigantischem globalen Experiment, zwei verschiedene Welten. Wir sehen eine erste Welt, unsere eigene, in welcher die HIV-Epidemie auf der Basis einer guten Allgemeinbildung der Bevölkerung mittels gezielter Aufklärung und Prävention wirksam eingedämmt werden konnte. In dieser Welt wurde dank beispielloser Forschungsanstrengungen und einer raschen und flächendeckenden Umsetzung ihrer Ergebnisse im Rahmen eines leistungsfähigen und sozialen Gesundheitswesens der vordem tödlichen Krankheit AIDS der Schrecken genommen. Mit der antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) kann die HIV-Infektion wie eine chronische Krankheit im Schach gehalten und die früher unausweichliche Progression zu AIDS und frühzeitigem Tod verhindert werden. Unter ART können die meisten Patienten ein weitgehend normales Leben führen.
Neben dieser ersten Welt gibt es, hauptsächlich im südlichen Afrika, aber auch in weiten Gebieten Asiens oder in der Karibik, noch eine völlig andere Welt. Hier, in der Dritten Welt, zeigt sich, wohin die HIV-Epidemie führt, wenn eine adäquate Allgemeinbildung, eine gute HIV-Prävention, ein leistungsfähiges Gesundheitswesen, eine potente Forschung, Geld um all dies zu finanzieren, aber letztlich auch der Wille es zu tun, fehlen. Hier führt HIV zu Krankheit und Tod, Elend und Not, Rückgang der Lebenserwartung, Zusammenbruch der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur und zur Entvölkerung ganzer Landstriche.
Im vorliegenden Beitrag möchte ich einen kurzen Überblick geben über die wichtigsten Themen und Erfolge der HIV- und AIDS-Forschung seit Beginn der Epidemie. Jetzt, da die HIV-Infektion im Schach gehalten werden kann, gilt es ihre Heilung als neues Ziel anzupeilen.