Abstract
Dass wissenschaftliche Beschäftigung mit Humor eine überaus ernste und anstrengende Angelegenheit sein kann bestätigt sich auch bei der Arbeit von Jörg Räwel. Es handelt sich um den Versuch, Humor als ein soziologisches Phänomen mit der Luhmannschen Systemtheorie zu erklären. Ausgehend von der Frage, für welches gesellschaftliche Problem der Humor als Kommunikationsmedium eine Lösung darstellt, beschreibt der Autor Humor als ein besonderes Kommunikationsmedium, welches der Evolution moderner Gesellschaften dient. Diese Funktion erfüllt der Humor, so der Autor, indem vorhandene Strukturen im Humor spielerisch - zunächst scheinbar folgenlos, ohne besondere Risiken und dadurch besonders verträglich - variiert werden. Damit diene der Humor sowohl der Weiterentwicklung als auch der Stabilisierung moderner, funktional differenzierter Gesellschaften. "Der Humor (...) erscheint so als ein Spielfeld der Evolution, als ein Medium, in dem Evolution sich selbst reflektiert, sich selbst auf ungefährliche Weise ausprobieren kann. Im Humor (...) werden Variationen auf "spielerische" (unernste) Weise selegiert und (re)stabilisiert." Der Gebrauch von Humor setzt Räwel zufolge "eine positive Einstellung zu Neuheit voraus."