Abstract
Substanzkonsumstörungen belasten Betroffene und ihren Angehörigen und gehen mit hohen Kosten für die Gesellschaft einher. Da die Verbreitung des Konsums psychotroper Substanzen mit dem Risiko von Konsumstörungen verbunden ist, sind nationale Monitoring-Programme zum illegalen Substanzkonsum hilfreich zur Risiko- und Kostenabschätzung. Allerdings weisen Umfragemethoden – meist Selbstberichte in Telefoninterviews oder Onlinebefragungen, methodische Schwächen auf, wie Abwasseruntersuchungen auf Drogenrückstände in europäischen Städten nahelegen. In der vorliegenden Arbeit werden die Daten repräsentativer Umfragen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, zusammen mit den jüngsten Daten aus Abwasseruntersuchungen, besprochen. In Europa und im deutschsprachigen Raum steigen der Cannabiskonsum und die Nachfragen zur Behandlung von Cannabiskonsumstörungen an. Während in Deutschland zusätzlich der Amphetaminkonsum und assoziierte Behandlungsnachfragen zunehmen, scheint sich in der Schweiz v. a. der Kokainkonsum zu verbreiten. Auch der Konsum von 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin („Ecstasy“) steigt in Deutschland und der Schweiz an, wie Abwasseruntersuchungen nahelegen. Opiate, wie Heroin, werden im deutschsprachigen Raum derzeit weniger konsumiert, obwohl spezialisierte Behandlungsnachfragen durch Altkonsumenten aus früheren Heroinwellen weiter hoch sind. Zukünftige drogenpolitische Regulierungsmodelle stehen vor der Herausforderung, zugleich den repressiven Anteil der Gesetzgebung zu vermindern, aber dennoch den problematischen Konsum in der Gesamtbevölkerung und besonders von Jugendlichen zu senken. Ein erster möglicher Schritt wäre die Entkriminalisierung des Konsums (nicht des Verkaufs), um Betroffene mit Substanzkonsumstörungen vor Repressionen und weiterer Marginalisierung zu schützen.