Abstract
Social Media werden immer wichtiger für die Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger. Twitter hat sich in der Schweiz als sogenanntes Elitenetzwerk etabliert und nimmt eine wichtige Funktion im Agenda-Building in der Gesellschaft ein. Diese Studie untersucht, welche Themen und welche Akteure die Schweizer Twitter-Sphäre dominieren. Dazu wird ein für die Schweiz einmaliges Tracking sämtlicher Schweizer Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer (302954 User) verwendet. Anhand dieser Analyse lässt sich exemplarisch die Veränderung der digitalen Öffentlichkeit zeigen. Waren bislang Leitmedien zentrale Gatekeeper der öffentlichen Kommunikation, können über soziale Medien andere Akteure Themen setzen und den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen. Unsere Studie belegt, dass in der Twitter-Sphäre Privatpersonen am stärksten in der Lage sind, die gesellschaftspolitische Agenda zu bestimmen, gefolgt von Politikerinnen und Politikern. Erst auf dem dritten Rang folgen Journalistinnen und Journalisten. Die Hierarchie der einflussreichsten Agenda-Setter wird im Vergleich zur klassischen, massenmedialen Öffentlichkeit damit bis zu einem gewissen Grad auf den Kopf gestellt. Sogenannte Alternativmedien sind hingegen in der Schweizer Twitter-Sphäre von geringer Bedeutung. Sie treten in der Schweizer Twitter-Öffentlichkeit nur randständig in Erscheinung und wenn, handelt es sich durchwegs um ausländische, nicht schweizerische Twitter-Accounts. Insgesamt legt unsere Studie den Schluss nahe, dass in der untersuchten Schweizer Digitalöffentlichkeit weniger Desinformation das vordringliche Problem ist als die an Partikulärinteressen orientierte politische PR.