Abstract
Medien übernehmen eine zentrale Rolle für die Gesellschaft. Sie stellen Öffentlichkeit her, lenken die Aufmerksamkeit des Publikums und ermöglichen im Idealfall eine kritische Reflexion über wichtige politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Probleme. Der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit setzt das Schweizer Medienwesen jedoch zunehmend unter Druck. Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend zu analysieren, inwiefern Informationsmedien – gerade in Zeiten des Umbruchs – ihrer publizistischen Verantwortung nachkommen und die Bürger mit ausreichender Berichterstattungsqualität versorgen. Diese Studie zeigt, wie sich die Berichterstattungsqualität von insgesamt 64 Schweizer Medien im Zeitraum zwischen 2015 und 2018 verändert hat. Gesamthaft betrachtet verlieren die untersuchten Angebote trotz anhaltender struktureller Medienkrise nur leicht an Qualität, und nicht alle Qualitätsdimensionen sind gleichermassen betroffen. Professionelle, journalistische Standards wie beispielsweise ein sachlicher Berichterstattungsstil, ein substantieller Anteil an redaktioneller Eigenleistung sowie das Transparentmachen von Quellen bleiben über die Jahre hinweg auf hohem Niveau. Das ist ein wichtiger Befund, weil eine hohe Professionalität im Informationsjournalismus vertrauensbildend aufseiten des Publikums wirkt. Im Gegenzug verlieren die untersuchten Angebote bei der Relevanz und speziell bei der Vielfalt an Qualität. Auch in den Bereichen Einordnungleistung, Beitragsrelevanz und inhaltliche Vielfalt zeigen sich signifikante Einbussen. Vor allem die erklärende, Hintergründe vermittelnde Politikberichterstattung hat über die Jahre deutlich abgenommen. Zudem gewinnen Softnews an Bedeutung, und innerhalb des Hardnewsbereichs findet eine Verschiebung des Berichterstattungsfokus von gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen hin zu einer stärkeren Fokussierung auf Personen statt.