Abstract
Die Digitalisierung hat nicht nur den Informationsjournalismus, sondern auch die Öffentlichkeit als Ganzes verändert. Sie beeinflusst massgeblich, wie Informationen genutzt, angeboten und ausgetauscht werden und welche Erlöse damit erzielt werden können. Bereits 50% der Schweizer informieren sich hauptsächlich über digitale Kanäle. Doch für die meisten Nutzer sind Informationen nicht das primäre Ziel, wenn sie online sind. Die Anbieter von Informationspublizistik konkurrenzieren mit Streamingdiensten für Unterhaltungsangebote wie Netflix, Spotify und DAZN um das Zeitbudget der Nutzer. Insbesondere junge Menschen: Wenn vor die Wahl gestellt, entscheiden sich gerade einmal 4% der 18- bis 24-Jährigen für ein Onlinenewsabo, während 83% das Un-terhaltungsangebot wählen. Die Nachfrage nach Online-Abonemmenten für Informationsmedien fällt deshalb tief aus. 2018 sind nach wie vor nur 11% der Schweizer Bevölkerung bereit, für digitale News zu bezahlen. Die geringe Zahlungsbereitschaft für News und die Tendenz von qualitätsstarken Medienanbietern, ihre Inhalte hinter Paywalls zu setzen, führen dazu, dass Informationsjournalismus zum Luxusgut wird, das sich nur wenige leisten wollen bzw. können. Auch die Onlinewerbemärkte sind bislang wenig ertragreich und können die sinken-den Einnahmen aus dem traditionellen Geschäft mit Presse und Rundfunk kaum ausgleichen. Dabei verzeichnet der Onlinewerbemarkt eigentlich hohe Ertragszuwächse. Allerdings profitieren in erster Linie die globalen Tech-Unternehmen Google und Facebook von dieser Entwicklung. Die Schweizer Medienanbieter reagieren mit unterschiedlichen Massnahmen auf die aktuellen Herausforderungen. Einerseits versuchen sie über redaktionelle Kooperationen innerhalb und zwischen Medienhäusern Skaleneffekte und Effizienzgewinne zu erzielen. Anderer-seits sollen mit der Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen die Grössenvorteile der globalen Konkurrenz im Werbemarkt ausgeglichen werden. Auch staatliche Massnahmen zur Förderung des Informationsjournalismus und zur Regulierung der globalen Tech-Unternehmen gewinnen an Akzeptanz. Trotz der strukturellen Krise wird den Schweizer Informationsmedien nach wie vor hohes Vertrauen entgegengebracht. Gerade im Vergleich mit Suchmaschinen und Social Media wird den Informationsmedien deutlich mehr vertraut. Auch wenn die Schweizer Medien insgesamt positiv wahrgenommen werden, können dysfunktionale Tendenzen wie die hohe Medienkonzentration und rückläufige Medienqualität nicht über die aktuelle Krise hinwegtäuschen. Vor allem die für das demokratische System relevante einordnende Politikberichterstattung wird als Folge der Ressourcenschwäche immer weniger geleistet.