Abstract
Radio und Fernsehen sind im Alltag der Schweizerinnen und Schweizer präsent, doch die Nutzung von Rundfunkmedien über digitale Kanäle wird wichtiger. Rundfunkmedien treten in der digitalen Welt in Konkurrenz mit globalen Akteuren. Im Unterhaltungsbereich dominieren die grossen Streaming-Dienste: Nach Umfragen würden viel mehr Schweizer sich für ein Netflix- oder ein Spotify-Abonnement entscheiden als für ein Abonnement mit Newsinhalten. Daneben werden nicht nur im Unterhaltungs-, sondern auch im Newsbereich Social-Media-Platt-formen wichtig: Newsvideos werden häufiger auf Social-Media-Plattformen genutzt als auf den Newssites und Apps der Rundfunkmedien. Angesichts dieser globalen Herausforderungen gibt es verschiedene Strategien: Schweizer Rundfunkmedien bespielen je nach Ressourcen und publizistischen Leitbildern die verschiedenen Plattformen mit eigenen Angeboten. Im Jahresvergleich können sie ihr Publikum vor allem auf Instagram fast verdoppeln; auch ihr Publikum auf YouTube vervierfacht sich im letzten Jahr, ist aber nach wie vor zahlenmässig beschränkt. Daneben gibt es zunehmende Kooperationsbemühungen von Schweizer Medienorganisationen ge-gen die globalen Akteure wie zum Beispiel die geplante Login-Allianz. Allerdings zeigen die bisherigen Verhält-nisse, dass sich im digitalen Bereich auch grössere Akteure aus der Schweiz konkurrenzieren. Das Projekt Blick TV oder die Podcasts von Le Temps sind Beispiele dafür, dass «Rundfunk» nicht mehr bloss von den traditionellen Rundfunkproduzenten angeboten wird. Tamedia steht mit dem Kauf von Goldbach im Wettbewerb mit dem öffentlichen Rundfunk: Die SRG SSR hat im schrumpfenden Werbemarkt mittlerweile geringere Einnahmen als Goldbach mit der Vermarktung von Werbefenstern im ausländischen Privat-TV. Die Ausgangslage für die Bewältigung der digitalen Transformation unterscheidet sich zwischen den Rundfunktypen: Während das mittlerweile stark gebührenabhängige Privatfernsehen stagniert und das Privatradio mit der Umstellung auf die Verbreitung über DAB+ einen weiteren Umbruch zu bewältigen hat, lässt sich bei der gebührenfinanzierten SRG SSR der Umbau zu einem digitalen Medienhaus beobachten. Die SRG SSR steht trotz der deutlichen Ablehnung der «No Billag»-Initiative politisch weiterhin unter Druck: In der Politik werden die Umzugspläne und Zentralisierungs-schritte der SRG SSR kritisiert und womöglich bald untersagt; in der Deutschschweiz ist das Vertrauen in SRF zwar generell immer noch ausgeprägt, doch im rechten Lager geniesst SRF mit 68% nicht dasselbe Vertrauen wie bei anderen Bevölkerungsgruppen.