Abstract
Newsrepertoires erfassen die Gesamtheit derjenigen (News-)Medien, die eine Person nutzt, um sich über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Unsere Studie differenziert zwischen Repertoires der alten Medienwelt – «Homeland Oriented», «Old World Boulevard», «Old World & Onlinependants» – und der neuen Medienwelt – «Intensivnutzer», «Global Surfer», «News-Deprivierte». Unsere zehnjährige Zeitreihe belegt die Verschiebung der News-repertoires der Schweizerinnen und Schweizer von den Old-World-Repertoires (2009: 49%; 2019: 28%) hin zu den New-World-Repertoires (2009: 51%; 2019: 72%).Angesichts dieser Verschiebung stellt sich die Frage, wie das Publikum mit möglichst hochwertigen News versorgt werden kann, wenn die Nutzung traditioneller Informationsmedien an Bedeutung verliert und in der Folge pro-fessionelle Newsangebote zurückgebaut werden. Parallel zu dieser Veränderung ist zu beobachten, dass News vermehrt in den digitalen Medien und insbesondere über Social Media konsumiert werden. Für diese Studie haben wir deshalb untersucht, wie stark Social-Media-Plattformen genutzt werden und welche Nutzungsmotive dabei entscheidend sind. Es konnten sieben Muster der Social-Media-Nutzung identifiziert werden. Dabei wird deutlich, dass auf Social Media die Informationsnutzung insgesamt von nachgeordneter Bedeutung ist. Statt-dessen dominieren die Nutzungsmotive Unterhaltung und Socializing, d.h. das Bedürfnis nach Vernetzung und Kontaktpflege. Es muss konstatiert werden, dass die Einbussen in der Newsversorgung, die durch den Bedeutungs-verlust der traditionellen Newsmedien zu verzeichnen sind, bislang nicht durch die entstehenden neuen Muster der Newsnutzung über Social Media ausgeglichen werden. In der Folge ist bei bestimmten Newsrepertoires eine Unterversorgung zu verzeichnen. So werden die «Global Surfer» nicht ausreichend mit regionalen und nationalen News versorgt. Noch problematischer ist das Phänomen der News-Deprivation. Zum Repertoiretyp der «News-Deprivierten», die vor allem quantitativ mit News unterversorgt sind, zählen aktuell 36% der Nutzerinnen und Nutzer. 2009 waren es nur 21%. Dieser Zuwachs ist bedenklich, denn die Intensität und Qualität der Newsnutzung korreliert u.a. mit der politischen Beteiligung und dem Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen. Bleiben in den Social Media die diagnostizierten Nutzungsmuster, in denen News von anderen Nutzungsmotiven weitgehend verdrängt werden, auch zukünftig dominierend, dann ist absehbar, dass die News-Deprivation weiter ansteigen wird. Dies umso mehr, als der Zuwachs der Social-Media-Nutzung ein stabiler Trend ist. Doch aus den Mustern der Social-Media-Nutzung ergeben sich auch konkrete Ansatzpunkte, um auch in der New World der Medien-nutzung die notwendige Versorgung aller Newsrepertoires mit hochwertigen Informationen sicherzustellen.