Abstract
m frühen 19. u. 20. Jahrhundert wurden Manifeste gern in Zeitschriften publiziert, um eine breite, aktuelle Wirkung zu erzielen. Das Heft »Sprachbildlichkeit« ist kein Manifest, aber Entwurf einer Art von neuer ›Bauhaus‹-Bewegung, die einen digitalen Thesaurus (= »Schatzhaus«) der Sprachbilder entwickelt.
Wer die lebendige Bildsprache und Sprachbildlichkeit der Künste in einem dynamischen Beziehungssystem der Begriffe nachvollziehen und beschreiben möchte, ist auf eine transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen angewiesen. Das hier vorgestellte Thesaurus-Projekt entwirft eine neue digitale Architektur, deren Modellierung durch eine Art progressive Universalpoesie bestimmt ist. Es geht nicht um die Entwicklung Künstlicher Intelligenz, sondern um ästhetische Fragen nach einer »Intelligenz« der Künste, also nach ihrer selbstreferentiellen Bedeutungspluralität. Denn Bildlichkeit entsteht in jeder begrifflichen Wahrnehmung. Das in ihr aufbrechende relationale Beziehungssystem eines »Schatzhauses« (Thesaurus) setzt die konventionellen Hierarchien zwischen Faktizität und Fiktion, zwischen Sprache, Bild und Ton außer Kraft und markiert dabei deren Differenzen wie Übergänge umso klarer.