Abstract
Der Aufsatz sucht zu zeigen, dass Jacques Demys Filme in einer aufschlussreichen Zeitgenossenschaft mit Susan Sontags Essay Notes on Camp stehen, der 1964 – im selben Jahr wie LES PARAPLUIES DE CHERBOURG – herauskommt. Der Verwandtschaft von Sontags Text und Demys Film wird daher in wechselseitigem Bezug aus film- und theoriegeschichtlicher Perspektive nachgegangen. »Camp« erscheint als ästhetische Sensibilität, die Mitte der 1960er Jahre als eine Sphäre des (intellektuellen) Zeitgeschmacks auftritt. Zwar stellten die Zeitgenossen noch keine Verbindung zwischen Demys Filmen und Sontags Konzept her, doch lassen sich seine »Liebe zum Übertriebenen, zum ›Übergeschnappten‹« und viele seiner ästhetischen Vorlieben mit den Begriffen Sontags präzise beschreiben – als exzessive Stilisierung, die mal in Pathos, mal in Ironie kippt und bei aller Faszination für das große Gefühl immer ein Moment der Distanzierung bereithält.