Abstract
In diesem Artikel wird der Frage nachgegangen, wie die Logiken des Wirtschaftens und der sozialen Unterstützung von wenig bemittelten Personen in Ländern des Südens aussehen. Ausgangspunkt sind ethnologische Forschungen: zum einen mit im Tagelohn tätigen älteren Personen im urbanen Kerala, Indien; zum anderen mit selbständig tätigen Handwerkerinnen (Weberinnen) und ihren Familien im ruralen Flores, Indonesien. Anhand von Beispielen aus diesen Studien soll zuerst gezeigt werden, dass die Menschen dort in der Praxis ihre eigenen Logiken der Lebenssicherung und der sozialen Sicherheit verfolgen. Diese basieren auf Austauschbeziehungen der Reziprozität oder Gegenseitigkeit mit anderen Personen und Gruppen, die zentral für ein gutes Leben und für ein gutes Alter sind. Im zweiten Teil des Artikels werden die Ergebnisse der Beispiele im Rahmen der erneuten Debatte um eine "Kultur der Armut" diskutiert und hinsichtlich möglicher Entwicklungsmaßnahmen weitergedacht.