Abstract
Die auf dem Buchmarkt seit über zehn Jahren populäre (post-)apokalyptische Future Fiction für Jugendliche entwirft über die Extrapolation gegenwärtiger Entwicklungen dystopische Szenarien, denen sie in Gestalt jugendlicher Figuren utopische Impulse gegenüberstellt. Auffallend ist die Omnipräsenz junger Frauen, die auf ambivalente Weise ins Licht gerückt werden. Dieses Buch liest sie als vieldeutige diskursive Phänomene virulenter aktueller Geschlechterdiskurse. Figuren wie Suzanne Collins‘ Katniss Everdeen ("The Hunger Games"), Scott Westerfelds Tally Youngblood ("Uglies"-Serie) oder Jennifer Benkaus Joy ("Dark Canopy"/"Dark Destiny") werden als autonome Rebellinnen inszeniert, die ihre defizitären Systeme herausfordern. Diesen oft individualisierten Ermächtigungsphantasien stehen Narrative gegenüber, in denen junge Frauen als besonders gefährdete Subjekte imaginiert, ihre Identitäts- und Handlungsspielräume reguliert und eingeschränkt und ihre Körper zu Kampfschauplätzen erklärt werden.
Die Studie beleuchtet die vergeschlechtlichten Narrative und kulturkritischen Aussagen jugendliterarischer Zukunftsszenarien und die von ihnen hervorgebrachten weiblichen Vorbildsubjekte vor dem Hintergrund aktueller Geschlechterdiskurse und (post-)feministischer Debatten. Aus der Perspektive einer feministischen Populärkultur- und Jugendliteraturforschung wird mittels literaturwissenschaftlicher und diskursanalytischer Ansätze erkundet, welche jungen Frauen in der Future Fiction sichtbar werden, welchen Bedingungen diese Sichtbarkeit unterliegt, und welche (post-)feministischen Positionen dabei verhandelt werden.