Abstract
Die folgende Masterarbeit untersucht wichtige Infrastrukturen der Neuen Linken in Zürich zwischen 1968 und 1973. Dazu werden Flugblätter, Zeitschriften, interne Protokolle und Polizeiberichte analysiert, die von der Protestgruppe Fortschrittliche Arbeiter, Schüler und Studenten (FASS), deren Publikationsorgan Agitation oder der selbstverwaltenden Druckerei Ropress handeln oder von diesen herausgegeben wurden.
In dieser Analyse wird die Neue Linke als Konsument oder Produzent einer linken Öffentlichkeit charakterisiert, in welcher die bürgerliche Lebensweise kritisiert wird. Diese Öffentlichkeit wird durch eine Alternativpresse angetrieben, die Presseerzeugnisse schreibt und druckt. Die Alternativpresse verändert und verstetigt sich im Verlauf des Untersuchungszeitraums und Infrastrukturen bilden sich aus. Unter Infrastruktur wird ein System dauerhafter gegenseitiger Erwartungen verstanden, das öffentlich anerkannt und wirksam wird.
Die Entstehung solcher Infrastrukturen wird in drei Schritten beschrieben. (1) 1968 beschlagnahmt die Polizei wegen des fehlenden Druckvermerks Flugblätter, die für einen öffentlichen Protest werben. Dieser Moment markiert die Geburtsstunde der linken Jugendorganisation FASS. (2) Das FASS steht massgeblich hinter dem “Aktionskomitee für ein autonomes Jugendzentrum”, das während des “Globuskrawalls” als Wortführer der Jugendbewegung agierte, und in der Folge die Aktionszeitschrift Agitation gründete. (3) Die Redaktion der Agitation hat aus ideologischen und finanziellen Gründen Schwierigkeiten, eine Druckerei für ihre Zeitschrift zu finden und beginnt selbst zu drucken. Ab diesem Zeitpunkt wird die Genossenschaftsdruckerei Ropress zu einer zentralen Infrastruktur der Neuen Linken in Zürich.