Abstract
Hintergrund: Die Muskelkraft respektive Muskelmasse ist eine der wichtigsten pathophysiologischen Determinanten bei chronischen Erkrankungen. Die Erhaltung der Muskelkraft bzw. Muskelmasse im Alter ist daher von zentraler präventiver Bedeutung. In dieser Arbeit sollen die Abnahme der Muskelkraft und Muskelmasse mit dem Alter und verschiedene Determinanten in einer Population im Südbünden deskriptiv dargestellt und im Kontext der Prävention erörtert werden.
Methodik: Es wurden Querschnittsdaten von 342 Teilnehmern aus der SWICOS-Studie bezüglich der Alterseffekte auf die Muskelkraft, Muskelmasse und Muskelfunktion analysiert. Nebst anthropometrischen Messungen (z.B. Körpergrösse, Gewicht, Bauch- und Hüftumfang) wurden die Muskelkraft mittels Handdynamometrie (Greifkraft) und Sit-to-stand Test (Kraft bzw. Funktionszustand der unteren Extremität) und die Körperzusammensetzung mittels segmentaler Bioimpedanzanalyse erfasst. Die körperliche Leistungsfähigkeit wurde mittels 2-Minuten-Gehtest bestimmt. Daneben wurden verschiedene Lifestyle-Faktoren (z.B. körperliche Aktivität, Ernährungsverhalten) mittels Fragebogen erhoben.
Resultate: Sowohl in der gesamten Studienpopulation (n = 342) wie auch bei den Männern (n = 150) und Frauen (n = 192) zeigte sich eine signifikante Abnahme der Handgriffstärke (kg, p < 0.001) und der Muskelmasse (%, p < 0.001) mit dem Alter. Die Handgriffstärke (kg) korrelierte signifikant mit der fettfreien Masse (FFM in kg, p < 0.001). Zwischen dem Konsum frischer Früchte und der Handgriffstärke (kg) gab es eine inverse signifikante Beziehung in der Gesamtpopulation (r = - 0.283, p < 0.001). Als signifikante Prädiktoren für die Handgriffstärke (kg) wurden das Alter (p < 0.001), das Geschlecht (p < 0.01), die Muskelmasse (kg, p < 0.001) und der Konsum von frischen Früchten ≥ 2x/Woche (p < 0.01) identifiziert.
Diskussion: Unsere Arbeit zeigt, dass die Muskelkraft und die Muskelmasse mit dem Alter abnehmen. Die wichtigsten Determinanten für den Abfall der Muskelkraft in dieser Studienpopulation waren das Alter, das Geschlecht, die Muskelmasse und der Konsum von frischen Früchten. Durch Optimierung von beeinflussbaren Risikofaktoren wie z.B. Proteinzufuhr und körperliche Inaktivität kann diesem Abfall entgegengewirkt werden. Entsprechende präventiv-medizinische Massnahmen und Strategien zur Minimierung des Abfalls der Muskelmasse mit dem Alter sind unerlässlich und sollten möglichst frühzeitig implementiert werden.