Abstract
Aufgrund der vergleichsweise hohen Prävalenz potenziell traumatischer Ereignisse im Kindes- und Jugendalter sollte die Erhebung einer differenzierten Traumaanamnese in Form eines Selbst- und eines Fremdberichtes Teil der Befunderhebung bei allen psychodiagnostischen Abklärungen sein. Dabei sollen ein altersadäquates Vorgehen gewählt und der familiäre und kulturelle Kontext berücksichtigt werden. Zur Erhebung der Traumaanamnese sollten die entsprechenden Fragen aus den validierten PTBS-Erhebungsinstrumenten verwendet werden. Bei Vorliegen eines oder mehrerer potenziell traumatischer Ereignisse soll eine PTBS-Diagnostik durchgeführt werden. Diese soll nach klinischen Kriterien (nach jeweils gültiger Version von ICD / DSM) erfolgen und funktionelle Einschränkungen in der Beurteilung mitberücksichtigen. Zur Informationsgewinnung sollen Eltern (und / oder Bezugspersonen) und Kinder bzw. Jugendliche befragt werden. Bei positiver Traumaanamnese sollten PTBS-spezifische Screening-Verfahren und bei der Diagnosestellung strukturierte klinische Interviews eingesetzt werden. Zur Unterstützung können psychometrisch überprüfte PTBS-spezifische Tests verwendet werden. Potenziell gefährdende Symptome (z. B. mangelnde Affektregulation, mangelnde Impulskontrolle, dissoziative Symptome, Substanzmissbrauch, Selbstverletzungen, Suizidalität, Störungen des Sozialverhaltens) sollten diagnostisch abgeklärt werden.
Due to the relatively high prevalence of potentially traumatic events in childhood and adolescence, traumatic events should be routinely assessed by either interviews or questionnaires as part of standard psychiatric history. Procedures should be adapted to age and cultural context. To assess trauma the respective items of psychometrically validated PTSD-measures should be used. In case of one or more potentially traumatic event(s) PTSD-specific screening instruments and tests are warranted. Clinical criteria (as specified in current versions of ICD / DSM) should be adopted and functional impairment needs to be considered. Parents and / or caregivers as well as children and adolescents need to be interviewed. Further potentially endangering symptoms such as a lack of affect regulation, impulse control, dissociative symptoms, substance abuse, self injury, suicidality or conduct disorders should be evaluated.