Abstract
Märchen sind dem Alter zugeneigt, sie bevorzugen positive Altersbilder – meistens, es sei denn, es geht um alte Hexen und Bösewichte. Dann herrschen sogar extrem negative Sichtweisen auf das Alter vor: Dann erscheint das Alter hässlich, böse, verlogen, verdrossen, starrsinnig, unverbesserlich. Die Mehrzahl der Märchen aber vertritt ermutigende Altersbilder: Die Bremer Stadtmusikanten zum Beispiel sind eine Truppe von Greisen, die gegen ihre Altersbestimmung rebellieren, indem sie etwas Neues beginnen und die vermutlich erste Alten-WG der Welt gründen. Das Märchen Der alte Großvater und der Enkel entwickelt eine ganze Altersethik in Kurzform. Strukturell ist offensichtlich: Alt und Jung gehören neben Gut und Böse, Schön und Hässlich, Arm und Reich, Faul und Fleißig, Klug und Dumm, Treu und Verräterisch zu den grundlegenden Gegensätzen des europäischen Volksmärchens.