Abstract
Der Beitrag behandelt die Praxis, Briefmarken gezielt so auf Briefumschlägen und Postkarten zu platzieren, dass damit nach Art einer Geheimsprache Botschaften übermittelt werden. Diese besonders um 1900 verbreitete Briefmarkensprache erfährt eine kulturwissenschaftliche Analyse, indem historisch die vorgängige Blumensprache, theoretisch das Konzept der Pathosformeln Aby Warburgs und ästhetisch die ihrerseits an Briefmarken geschulten Überlegungen Walter Benjamins einbezogen werden. Die Briefmarkensprache erweist sich als ein vielschichtiges Phänomen zwischen potenziell subversiver individueller Praxis, Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen und alltäglicher Manifestation ästhetischer Bewegungen.