Abstract
Die syntaktische Ausdifferenzierung im Laufe der Grammatikalisierung der komplexen Präposition anstatt im Hinblick auf die Stellung des Genitivs wurde im Korpus des Deutschen Textarchivs für den Zeitraum 1500–1800 untersucht. Dabei wurden Belege für die zirkumpositionale und präpositionale anstatt-Variante mit einer Vergleichsgruppe von drei nicht-grammatikalisierten Nomen verglichen, unter Berücksichtigung der Faktoren Belebtheit, Definitheit und semantischer Klasse des Genitivattributs. Mit einem verallgemeinerten linearen gemischten Modell konnte gezeigt werden, dass die Genitivstellung in den anstatt-Konstruktionen signifikant stärker zur Nachstellung tendiert als bei den Nomen der Vergleichsgruppe, jedoch nur, wenn es sich bei dem Genitiv um ein Konkretum handelt. Für Eigennamen lassen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen, für Abstrakta ist der Befund nicht eindeutig. Das deutet darauf hin, dass eine syntaktische Ausdifferenzierung stattgefunden hat, allerdings nur in bestimmten Kontexten, abhängig von den semantischen Eigenschaften des Genitivattributs..