Abstract
Wissenschaftliches Wissen prägt die heutige Gesellschaft mehr denn je. Für die Schweizer Bevölkerung sind journalistische Medien eine zentrale Quelle für Informationen über wissenschaftliche Themen. Trotz seiner wichtigen Funktion ist der Wissenschaftsjournalismus aber ein Nischenressort und befindet sich in der Krise. Er kämpft mit sinkenden Ressourcen und zunehmender Abhängigkeit von der PR von Wissenschaftsorganisationen. Doch bislang fehlen gattungsübergreifende, breit angelegte Untersuchungen zum Wissenschaftsjournalismus in der Schweiz. Diese Studie analysiert die Bedeutung und die Qualität der Wissenschaftsberichterstattung in Schweizer Medien der Gattungen Online, Presse, Radio und Fernsehen anhand von Qualitätsindikatoren dieses Jahrbuchs. Die Resultate zeigen, dass über alle Medientypen hinweg in rund 2% der Gesamtberichterstattung Wissenschaft zentral thematisiert wird. Dabei nehmen wissenschaftliche Themen in Onlinemedien einen höheren Anteil als in Presse und Rundfunk ein, wobei dieses Surplus oftmals mit Agenturmeldungen bestritten wird. Die zur Vermittlung von komplexen wissenschaftlichen Themen wichtige Einordnungsleistung nimmt über die Zeit stark ab. Klare Unterschiede existieren auf Ebene der Medientypen. Der öffentliche Rundfunk, die Sonntagszeitungen und Magazine sowie die Online- und Offlineausgaben der Abonnementszeitungen weisen die qualitativ hochwertigste Berichterstattung auf. Sie ist einordnend, sachlich und basiert überwiegend auf redaktionellen Eigenleistungen. Der öffentliche Rundfunk legt dabei einen Schwerpunkt auf regionale und nationale Perspektiven. Sonntagszeitungen und Magazine sind hingegen eher international orientiert und vergleichsweise meinungsbetont. Doch auch für Boulevard- und Pendlermedien sind wissenschaftliche Themen vor allem auf ihren Newssites von Bedeutung. Ihre Berichterstattung ist weniger einordnend und stark durch Agenturmeldungen geprägt. Aufgrund ihrer hohen Reichweite und ihres anders gelagerten Zielpublikums können diese Medien aber einen Beitrag zur Vermittlung von Wissenschaftsthemen an Bevölkerungssegmente leisten, die dafür keine hohe Affinität aufweisen.