Abstract
Ausgehend von einem konstruktivistischen Kulturbegriff stellt sich die Frage, wie in konkreten ethischen Konflikten im Gesundheitswesen kulturelle Differenzen konstruiert und moralisch relevant werden. Ein Konzept, das diese intersubjektive Konstruktion von Differenz und die damit verbundenen moralisch relevanten Machtasymmetrien zu analysieren erlaubt, ist das Konzept des „Othering“. Einzelne Aspekte des Othering im Gesundheitswesen und die Frage seiner Reichweite werden diskutiert, insbesondere die Frage, wie sich moralisch problematische Formen des Othering zur anthropologischen Unvermeidbarkeit von Asymmetrien im Verhältnis des Selbst zum fremden Anderen verhalten. Die Autoren benennen Strategien zur Vermeidung der moralisch fragwürdigen Aspekte von Othering. Diese Strategien beruhen auf der Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion der Wahrnehmung des Anderen und der Bewertung moralischer Positionen als basale ethische Kompetenzen.