Abstract
In der geistes- und ideengeschichtlichen Forschung wird allgemein vorausgesetzt, dass das höhere Bildungswesen und die Wissenschaften der frühen Neuzeit konfessionell geprägt sind. Diese intuitiv plausible und weithin anerkannte Hypothese wird anhand einer Analyse akademischer Schriften überprüft, die in den ersten Dekaden des 17. Jahrhunderts an der Philosophischen Fakultät der Universität Basel entstanden sind. Die vorliegende Untersuchung geht daher den Fragen nach, a) ob Konfessionalismus eine taugliche Kategorie ist, um das Philosophieverständnis protestantischer Autoren dieser Zeit zu beschreiben, und b) inwiefern gängige historiographische Zuschreibungen, Klassifizierungen und Perspektiven der protestantischen Schulphilosophie zu präzisieren oder kritisch zu revidieren sind. In diesem Zusammenhang zeigt eine Untersuchung des Begriffs der „philosophia christiana“ und der Bestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Theologie, dass die Argumentationen nicht immer klar entlang den Konfessionslinien verlaufen.