Abstract
Die Beschäftigung mit der Digitalisierung von Öffentlichkeit und Gesellschaft ist bislang in der Kommunikationswissenschaft und speziell in der Medienwirkungsforschung defizitär gewesen. Nicht zuletzt besteht ein Mangel an theoretischer Stringenz und ein Defizit an mediensoziologischen Perspektiven und Analysen auf Makro-Ebene. Ebenso fehlen weitgehend Überlegungen zu den Konsequenzen der Digitalisierung auf der Politik-Ebene. Der folgende Beitrag zum digitalen Strukturwandel fokussiert im ersten Teil aus der Perspektive der klassischen Kommunikationswissenschaft auf Phänomene der sozial ungleichen Diffusion und Aneignung des Internets und der Social Media durch das Publikum der Zivilgesellschaft. Er basiert auf einer qualitativen Meta-Analyse der aktuellen Literatur und bilanziert die mediensoziologische Forschung zum theoretischen Konzept «Digital Divide» auf der Mikro-Ebene bezüglich Forschungsfragen, methodischen Zugriffen und empirischen Befunden. Hingewiesen wird auch auf Defizite bzw. «blinde Flecken» dieses Forschungsfeldes. Wegen der von uns konstatierten Mängel der empirischen «Digital-Divide»-Forschung steht im zweiten Teil die bislang vernachlässigte politökonomische Makro-Perspektive auf Phänomene der digitalen Ungleichheit – engl. «Digital Inequality» – im Zentrum. Analysiert und diskutiert werden die globalen Akteure, Strategien und Effekte des Plattform- und Überwachungskapitalismus im digitalen Strukturwandel der Gesellschaft. Der dritte Teil beschäftigt sich abschliessend mit der aktuellen Plattform-, Medien- und Datenpolitik. Das Ziel besteht darin, eine Governance-Perspektive zu entwickeln, welche auf die Meso- und Makro-Perspektive fokussiert, ohne aber Folgerungen für die Mikro-Ebene zu vernachlässigen.