Abstract
Die Verbreitung desinformativer Inhalte beschäftigt sowohl Wissenschaft als auch Medien seit der Etablierung von Social-Media-Plattformen stärker. Dabei werden vor allem alternative Nachrichtenmedien, die sich als Opposition zur hegemonialen Öffentlichkeit – dem „Mainstream“ – sehen, als potentielle Treiber desinformativer Inhalte betrachtet. In dieser Studie interessieren wir uns dafür, inwiefern professionelle und alternative Nachrichtenmedien den Lügen- und Wahrheitsdiskurs bedienen. Wir widmen uns dem Thema erstens netzwerkanalytisch, um Relationen zwischen „Alternativ“- und „Mainstream“-Medien in Erfahrung zu bringen. Eine inhaltsanalytische Untersuchung von Tweets beider Medientypen, die sich mit „Lüge“ und „Wahrheit“ auseinandersetzen, zeigt, dass die Rahmung der Begrifflichkeiten je nach Medientyp in unterschiedlicher Weise ausgeprägt ist. Während professionelle Nachrichtenmedien vorwiegend Aufklärungsarbeit hinsichtlich „Fake News“ betreiben oder über den politischen Metadiskurs im Kontext von Regulierungsbestrebungen berichten, sehen sich alternative Nachrichtenmedien vor allem als Aufdecker medialer und politischer Lügen und von Geheimnissen des „Mainstreams“. Aus einer relationalen Perspektive interessant ist, dass es strukturell zwar Verbindungen zwischen alternativen und professionellen Nachrichtenmedien gibt, diese allerdings primär dazu dienen, um die Narrative der Opposition zu widerlegen.