Abstract
Kein anderes Kommunikationsereignis* hat die nationale und international Medienöffentlichkeit in den vergangenen zwei Jahren so sehr dominiert wie die Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese Kommunikationsverdichtung baute sich ab Mitte 2007 zunächst anlässlich einzelner Bankenkrisen auf, bevor sie mit der Ausweitung auf die gesamte Finanzbranche und weitere Wirtschaftssektoren schliesslich ganze Volkswirtschaften erfasste und im Herbst 2008 mit dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers einen ersten Höhepunkt erreichte. Angesichts der tiefgreifenden Folgen der Finanzkrise für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und dem Reputationsdebakel für den schweizerischen Finanzplatz und einst renommierte Wirtschaftsführer stellt sich die Frage: Hätte man das nicht alles früher und besser wissen müssen? In Krisenperioden bzw. nach dem Platzen von Wirtschaftsblasen wird regelmässig die Frage nach der Frühwarnfunktion der Medien in Bezug auf unerwünschte Entwicklungen im ökonomischen System gestellt. Das heisst, es stellt sich die Frage nach der seismografischen Qualität des medienöffentlichen Diskurses, die sich – analog dem Erdbebenseismografen – danach bemisst, inwieweit die Medienöffentlichkeit in der Lage ist, bevorstehende Beben frühzeitig anzuzeigen und in ihren Konsequenzen adäquat einzuordnen.