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Prävention von Fehl- und Überversorgung


Neuner-Jehle, Stefan (2021). Prävention von Fehl- und Überversorgung. Therapeutische Umschau. Revue thérapeutique, 78(2):111-117.

Abstract

Zusammenfassung. Fehl- und Überversorgung wird pragmatisch als eine Versorgung definiert, deren potenzieller Schaden den Nutzen überwiegt (Fehlversorgung), oder die über den nötigen Bedarf hinausgeht (Überversorgung). Sie ist eine Herausforderung für Patienten, Betreuer, Politiker und Gesundheitssysteme. Auch in der Schweiz gibt es Fehl- und Überversorgung, wie die nähere Betrachtung von diversen diagnostischen Methoden und therapeutischen Eingriffen zeigt. Die Auslöser von Fehl- und Überversorgung sind vielfältig: Zum Beispiel ermöglicht der technische Fortschritt eine immer frühere Entdeckung von Krankheit, ohne dass dies immer einen Nutzen für den Patienten bedeutet (Überdiagnose). Weitere Gründe sind organisatorische Defizite, angebotsgesteuerte Nachfrage, kommerziell motivierte Erweiterung des Krankheitsbegriffes (disease mongering) und der Einfluss von soziokulturellen Überzeugungen. Entsprechend ist es keine einfache Aufgabe, Fehl- und Überversorgung zu bekämpfen. Als Antwort sind in den letzten Jahren diverse Konzepte und Kampagnen entwickelt worden, wie Quartäre Prävention, Choosing Wisely oder Preventing Overdiagnosis. Deren Ziel ist es, Individuen vor medizinischen Interventionen zu schützen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Schaden als Nutzen anrichten. Was kann die Hausärztin, der Hausarzt zur Prävention von Fehl- und Überversorgung beitragen? Erstens, das Bewusstsein für solche unangemessenen Interventionen zu schärfen und offen dafür zu sein, die eigene professionelle Einstellung kritisch zu hinterfragen. Zweitens hat die Hausärztin, der Hausarzt als Vertrauensperson für den Patienten die einzigartige Gelegenheit, mit ihr / ihm Schaden und Nutzen einer Intervention abzuwägen und in einer partizipativen Art zu diskutieren (Shared Decision Making). Dabei können Techniken wie Team Talk, Option Talk und Decision Talk gewinnbringend zum Einsatz kommen. Zusammenfassend ist der Schutz unserer Patienten vor Fehlversorgung, Überversorgung und Schaden ein wichtiger Teil unserer professionellen Performance.

Abstract

Zusammenfassung. Fehl- und Überversorgung wird pragmatisch als eine Versorgung definiert, deren potenzieller Schaden den Nutzen überwiegt (Fehlversorgung), oder die über den nötigen Bedarf hinausgeht (Überversorgung). Sie ist eine Herausforderung für Patienten, Betreuer, Politiker und Gesundheitssysteme. Auch in der Schweiz gibt es Fehl- und Überversorgung, wie die nähere Betrachtung von diversen diagnostischen Methoden und therapeutischen Eingriffen zeigt. Die Auslöser von Fehl- und Überversorgung sind vielfältig: Zum Beispiel ermöglicht der technische Fortschritt eine immer frühere Entdeckung von Krankheit, ohne dass dies immer einen Nutzen für den Patienten bedeutet (Überdiagnose). Weitere Gründe sind organisatorische Defizite, angebotsgesteuerte Nachfrage, kommerziell motivierte Erweiterung des Krankheitsbegriffes (disease mongering) und der Einfluss von soziokulturellen Überzeugungen. Entsprechend ist es keine einfache Aufgabe, Fehl- und Überversorgung zu bekämpfen. Als Antwort sind in den letzten Jahren diverse Konzepte und Kampagnen entwickelt worden, wie Quartäre Prävention, Choosing Wisely oder Preventing Overdiagnosis. Deren Ziel ist es, Individuen vor medizinischen Interventionen zu schützen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Schaden als Nutzen anrichten. Was kann die Hausärztin, der Hausarzt zur Prävention von Fehl- und Überversorgung beitragen? Erstens, das Bewusstsein für solche unangemessenen Interventionen zu schärfen und offen dafür zu sein, die eigene professionelle Einstellung kritisch zu hinterfragen. Zweitens hat die Hausärztin, der Hausarzt als Vertrauensperson für den Patienten die einzigartige Gelegenheit, mit ihr / ihm Schaden und Nutzen einer Intervention abzuwägen und in einer partizipativen Art zu diskutieren (Shared Decision Making). Dabei können Techniken wie Team Talk, Option Talk und Decision Talk gewinnbringend zum Einsatz kommen. Zusammenfassend ist der Schutz unserer Patienten vor Fehlversorgung, Überversorgung und Schaden ein wichtiger Teil unserer professionellen Performance.

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Item Type:Journal Article, refereed, further contribution
Communities & Collections:04 Faculty of Medicine > University Hospital Zurich > Institute of General Practice
Dewey Decimal Classification:610 Medicine & health
Scopus Subject Areas:Health Sciences > General Medicine
Uncontrolled Keywords:General Medicine
Language:German
Date:1 March 2021
Deposited On:05 Aug 2021 08:15
Last Modified:26 Nov 2023 02:39
Publisher:Hogrefe Verlag
ISSN:0040-5930
OA Status:Closed
Publisher DOI:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a001246