Abstract
Nachrichtenmedien nehmen eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Kulturthemen ein: Für die breite Bevölkerung sind sie der Ort, an dem sie über kulturelle Themen und Ereignisse erfährt. Journalistische Medien fördern damit massgeblich das Verständnis für die Prozesse und Funktionen von Kultur sowie für Anliegen von Kulturschaffenden. Sie können damit auch eine integrierende Wirkung für die Gesellschaft entfalten und eine Grundlage für eine gemeinsame Identität und geteilte Werte schaffen. Die vorliegende Studie untersucht den Stellenwert und die Qualität der Kulturberichterstattung in Schweizer Nachrichtenmedien und erstellt ein Inventar der Landschaft von Kulturplattformen in der Schweiz. Die Resultate zeigen, dass Kulturthemen rund 10% der Gesamtberichterstattung ausmachen. Der Anteil ist über die letzten fünf Jahre konstant geblieben. Kulturthemen spielen in den Medien der Suisse romande mit einem Anteil von 13% eine grössere Rolle als in ihren Deutschschweizer und Tessiner Pendants (9% und 8%). Im Vergleich mit anderen Themen wie Politik oder Wirtschaft ist die Kulturberichterstattung stärker durch redaktionelle Eigenleistungen bestimmt. Diese haben gegenüber Berichten auf Basis von Agenturmeldungen über die Zeit sogar zugenommen. 2019 basieren 80% der Beiträge auf Eigenleistungen, was gegenüber 2015 eine Steigerung um 8 Prozentpunkte darstellt. Sonntags- und Abonnementszeitungen sowie der öffentliche Rundfunk weisen die hochwertigste Kulturberichterstattung auf. Sie ist einordnend, durch redaktionelle Eigenleistungen geprägt, wenig personalisiert und emotionalisiert. Auch in Boulevard- und Gratismedien ist Kulturberichterstattung wichtig. Sie beruht aber oft auf Agenturmeldungen, ist stark personalisiert und emotionalisiert sowie sehr international ausgerichtet. Bezüglich Vielfalt wurde und wird, auch im Kontext von Kultur, grosse Hoffnung in die Digitalisierung gesetzt. Das Web bietet Kulturinteressierten einen fast unendlichen Fundus an Kulturinformationen. Die vorhandenen Online-Plattformen sind jedoch in der Regel Nischenangebote und werden oftmals von Verbänden betrieben. Sie können unabhängige journalistische Medien nicht ersetzen, wenn es um die Erreichung eines breiten Publikums und die Vielfalt an Berichterstattungsformen geht.