Abstract
Der Band erkundet Möglichkeiten der Selbstsorge bei Demenz. In 20 Beiträgen werden alltägliche Dimensionen des Umgangs mit dieser Erkrankung untersucht, um dazu beizutragen, Lebenslagen von Betroffenen, ihren Angehörigen und Umfeldern zu verbessern. Die Botschaft dieses Buches ist, Demenzbetroffene nicht nur als sorge- oder pflegebedürftige Personen wahrzunehmen, sondern sie auch als Menschen anzuerkennen, die ihr Leben und das Leben von Personen in ihrem Umfeld aktiv (mit-)gestalten. Alle Beiträge dieses Bandes sind somit einem Forschungs- und Praxiskontext verpflichtet, der das Person-Sein und die Würde von Menschen mit Demenz betont, allerdings aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven und mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.
Zunächst handelt es sich um Beiträge, die theoretische Zusammenhänge und Grundlagen diskutieren: Was ist unter den Termini „Selbst“ und „Selbstsorge“ zu verstehen? Wie lassen sich diese Termini auf das Phänomen Demenz beziehen? Welche weiteren Begrifflichkeiten stehen zur Verfügung, um Fragen der selbstsorge zu bedenken, zum Beispiel Begriffe wie „Selbstaktualisierung“, „Selbstbestimmung“, „Selbstverantwortung“, „Selbsttranszendenz“. Welche inhaltlichen Überschneidungen gibt es hier? Welche Abgrenzungen können vorgenommen werden?
Sodann handelt es sich um Beiträge, die sich auf die konkrete Formen der Selbstsorge bei Demenz konzentrieren: Wie genau manifestieren sich diese in alltäglichen Zusammenhängen – etwa in spezifischen Strategien zur Bewältigung demenzieller Beeinträchtigungen (Coping), in bestimmten (z.B. spirituellen) (Neu-)Ausrichtungen sowie im familiären, emeinschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement, schließlich in nonverbal-leiblichen Handlungs- und Ausdrucksweisen?
Nicht zuletzt wird untersucht, inwiefern soziokulturelle Rahmenbedingungen Selbstsorge bei Demenz ermöglichen oder behindern: Inwiefern würdigt und schützt das familiäre, gesundheitspolitische, pflegeinstitutionelle, kommunale oder gesamtgesellschaftliche Umfeld von Menschen mit Demenz deren Selbstsorgepraktiken und -bestrebungen? Inwiefern missachtet das Umfeld solche Praktiken und Bestrebungen und behindert oder unterbindet deren Verwirklichung?