Abstract
Der Beitrag betrachtet die Kenntnis und Kategorisierung der sichtbaren «Form» eines Phänomens als zentrales Anliegen der Naturforschung, spezifisch der Formenlehre. Der Schlüssel zur Frage nach den Formen der Natur liegt im Prozess der Ontogenese, dem Entstehungsvorgang natürlicher Gebilde; das «Werden» stellt also die wesentliche Erkenntnissphäre dar. Das diskursgeschichtlich dichte Feld der Formenlehre bietet darum auch einen produktiven Zugang zum zeitgenössischen Animationsfilm: Die Formenlehre fordert eine «lebendige Bildlichkeit», die der Dynamik der Natur gerecht werden soll. Im vorliegenden Beitrag werden die Überlegungen zum (wissenschaftlichen oder künstlerischen) Begreifen der Form «wirklicher», messbarer Phänomene vorrangig anhand von zwei Beispielen erörtert, die sich mit organischer beziehungsweise anorganischer Formenbildung auseinandersetzen und als visuelle Experimente fungieren, wobei sie das Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Wissenschaft aushandeln. Beide Beispiele bezeugen jeweils eine spezifische Konfiguration des Animationsfilms, die das Werden der Form belebt und erlebbar macht.