Abstract
Der Beitrag befasst sich mit Peter Handkes Wohnhaus in Chaville und seinen medialen sowie literarischen Inszenierungen. An diesem Haus, seiner Einrichtung sowie seiner literarischen Reflexion lassen sich zentrale poetologische Beobachten in Hinblick auf Handkes mit der Niederlassung in Chaville eng verbundenes ‚episches‘ Erzählen entwickeln. In das Wohnhaus in der ‚Niemandsbucht‘ werden Dinge angeschwemmt wie an einen Strand. Dieses Strandgut, das in der autofiktionalen Erzählung Mein Jahr in der Niemandsbucht eine zentrale Metapher darstellt, steht für eine Schreibhaltung, in der das Dasein als Abenteurer und Reisender von der Sesshaftigkeit abgelöst wird. Damit ist auch ein Wechsel vom Roman zum Epos verbunden: Der Epiker, wie es Walter Benjamin formuliert hatte, sammelt und träumt am Strand und öffnet sich auf diese Weise zur Welt hin; und so entsteht ein Erzählen, das anstatt durch den Abenteuerdrang zu zerstören, das In-Bewegung-Gesetzte aufnehmen und bewahren kann – eine Bewegung, die auf das Erzählen übergeht und es neu rhythmisiert und belebt.