Abstract
Schon immer gehörte es zum Begriff Selbstbestimmung, das Fremdbestimmtsein mitzudenken, sei es als szenischen Hintergrund, vor dem sich die Dramen der Subjektivität abspielen, sei es als Verwobensein in Zusammenhänge, die sich der Kontrolle entziehen. Im Beitrag soll plausibel gemacht werden, dass eine solche Konzeption von Fremd- und Selbstbestimmung einen bestimmten Naturbegriff voraussetzt. Dieser verkennt, dass wir nicht nur in der Welt, sondern vor allem auch von der Welt leben. Naturphilosophische Überlegungen im Gefolge des Begriffs Anthropozän machen deutlich, warum sich mit einem veränderten Blick auf «die» Natur die Frage nach Selbst- und Fremdbestimmung als eigentümlich schief erweist. Das Titelzitat von Bruno Latour reflektiert bildlich die Erschütterungen, die auch die Philosophie ergreifen müssen, wenn wir uns bewusst werden, auf welch schwankendem Untergrund wir uns bewegen.