Abstract
In der neueren gerontologischen Kognitionsforschung haben sich wiederholt Alterseffekte
bezüglich der Leistung in verschiedenen Arbeitsgedächtnisspannentests bestätigt. Bislang ist
jedoch unklar, welche Rolle nicht-exekutive und exekutive Prozesse in diesen Alterseffekten
spielen. Zur ersten Annäherung an diese Fragestellung wurden in der vorliegenden Studie 20
jüngere (M = 26 Jahre, SD = 7.14) und 21 ältere Erwachsene (M = 71 Jahre, SD = 5.87) in
ihrer Leistung in zwei typischen Arbeitsgedächtnisspannentests („Zahlen nachsprechen
rückwärts“, Operation Span Aufgabe) untersucht. Außerdem wurden als mögliche Prädiktoren
für nicht-exekutive Prozesse die Kurzzeitgedächtnisspanne und die tonische Aufmerksamkeit
sowie für exekutive Prozesse die inhibitorische Kontrollleistung erhoben. Die Ergebnisse
zeigen signifikante Altersdifferenzen in beiden Arbeitsgedächtnisspannentests. Zusätzlich
ergeben hierarchische Regressionsanalysen, dass im Test „Zahlen nachsprechen rückwärts“
nicht-exekutive Prozesse alleine, in der Operation Span Aufgabe dagegen eine Kombination
aus nicht-exekutiven und exekutiven Prozessen die gefundene altersbezogene Varianz
erklären können. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die beiden verwendeten
Arbeitsgedächtnisspannentests schwerpunktmäßig mit unterschiedlichen kognitiven Prozessen
zusammenhängen und somit in Diagnostik wie Grundlagenforschung nicht beliebig
austauschbar angewandt werden sollten.