Abstract
Dieser Beitrag befasst sich mit der deutschsprachigen Danteforschung des 19. Jahrhunderts, d. h. mit Studien zu Dante, die mit einem wissenschaftlichen Anspruch entstehen und historischen oder interpretativen Zuschnitts sind. Aus diesem Grunde berücksichtige ich in diesem Rahmen also weder die »kreative« Danterezeption in Kunst und Dichtung,[1] noch die Verbreitung der Werke Dantes durch Übersetzungen (ohne damit natürlich die Querverbindungen und gegenseitigen Einflüsse zwischen diesen drei Feldern in Abrede zu stellen; eine Ausweitung der Forschung müsste u. a. gerade diese berücksichtigen). Die Danteforschung im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts verdient eine eigenständige Betrachtung, da sie ein wesentlicher Teil der Entstehung der modernen Dante-Studien ist. Auch wenn ganz Europa ab 1800 von einer Dante-Begeisterung erfasst wird, kann Deutschland neben Italien als das Land angesehen werden, in dem die wissenschaftliche Erforschung seines Werkes, seines Lebens und seiner Epoche ihren Anfang nimmt und die Grundlagen für die Forschung des 20. Jahrhunderts legt. Es handelt sich also in zweifacher Hinsicht um ein Thema von höchstem Interesse: als Teil der Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts und als Kapitel der Geschichte der Dante-Studien, dessen Auswirkungen bis heute nachreichen. Dieser Artikel will und kann keine umfassende und systematische Erfassung und Analyse der Dante-Studien dieses Zeitraumes bieten, da die zu berücksichtigenden Publikationen zu zahlreich wären. Ich beschränke mich auf die Präsentation einiger bedeutsamer Veröffentlichungen und den Versuch, einige Tendenzen der deutschsprachigen Danteforschung aufzuzeigen.