Abstract
Die Corona-Pandemie hat sowohl die Themenund Ereignislage als auch die Arbeitsbedingungen für Journalist:innen verändert. Mögliche Auswirkungen auf die Medienqualität werden in diesem Kapitel untersucht, zuerst mit einer Zeitreihe von 2015 bis 2021, anschliessend vertieft für das Jahr 2021. Die Resultate zeigen unterschiedliche Effekte. Positiv ist, dass die Gesamtqualität leicht zunimmt. Denn die Medien berichten 2021, wie schon 2020, relativ stark über Politik, vor allem über Schweizer Politik – vermutlich ein Effekt der Pandemie. Mit dem Fokus auf Politik als Hardnews und dem Rückgang an Human- Interest-Themen steigt die Relevanz. Trotz veränderter Arbeitsbedingungen mit häufigerem Homeoffice bleiben die journalistischen Formate dieselben und die Einordnungsleistungen nehmen bei vielen Medien zu. Auch Eigenleistungen nehmen zu, dies u. a. durch bewusste Strategien von Medienhäusern, auf Agenturmaterial im Inland zu verzichten. Doch die geografische Vielfalt nimmt ab, besonders weil die Auslandsberichterstattung in den Hintergrund gerät. Ob sich der Ukrainekrieg auf die Gewichtung der Auslandsberichterstattung auswirkt, kann mit den vorliegenden Daten aus dem Jahr 2021 noch nicht abgeschätzt werden. Nach wie vor bieten Medientypen des öffentlichen Rundfunks die höchste Qualität. Durch ihre hohe Reichweite tragen sie dazu bei, dass grosse Teile der Bevölkerung mit Journalismus guter Qualität in Berührung kommen. Hohe Reichweiten haben auch die Boulevard- und Pendlermedien, deren Qualität im Typenvergleich unterdurchschnittlich ist. Deren gedruckte Ausgaben konnten sich im letzten Jahr allerdings verbessern. Besser als der Durchschnitt ist die Qualität ebenso bei den verschiedenen Abonnementsmedien sowie Sonntags- und Wochenzeitungen. Einige Privatfernsehsender steigern ihre Qualität merklich, auch im Bereich der lange vernachlässigten Einordnungsleistungen – ein positiver Befund für diese in regionalen Räumen operierenden Medien.