Abstract
Für junge Erwachsene ist das Smartphone die zentrale Informationsquelle. Noch ist aber wenig über deren mobile Mediennutzung bekannt, insbesondere mit Fokus auf die Schweiz. Wir wollten daher wissen, wie die mobile News-Nutzung von jungen Erwachsenen aussieht, welche Faktoren diese News-Nutzung beeinflussen und ob ein Zusammenhang zwischen mobiler Mediennutzung und politischem Wissen besteht. Zu diesem Zweck haben wir im Vorfeld der Abstimmung im September 2021 eine Mobile-Trackingstudie in Kombination mit einer Befragung der Teilnehmer:innen durchgeführt. Über Social-Media-Ads haben wir 309 Teilnehmer:innen zwischen 19 und 24 Jahren rekrutiert. Diese Personen haben sich bereit erklärt, ihr Smartphone mit unserem Forschungsserver zu verbinden und ihren Datenverkehr während vier Wochen aufzeichnen zu lassen. Mit diesem innovativen Vorgehen konnten wir ein präzises Bild der mobilen Mediennutzung aufzeichnen. Pro Tag nutzten die Teilnehmer:innen durchschnittlich 7,2 Minuten News auf ihrem Smartphone. Junge Menschen konsumieren also sehr wenig News über ihr Smartphone, obwohl es gemäss eigenen Angaben ihr Hauptkanal für Informationszwecke ist. So gaben 94% der Teilnehmer:innen an, sich oft oder sehr oft mit dem Smartphone über aktuelle Themen zu informieren. Wie die Tracking-Daten nahelegen, meinen sie damit offenbar nicht zwingend die Nutzung von journalistischen Medien. Dieser Befund zeigt, dass für die Mehrheit der jungen Erwachsenen News-Deprivation, also eine Unterversorgung mit News, ein potenzielles Problem darstellt. Weitere erklärende Faktoren für den mobilen News-Konsum wurden mittels Befragungen erhoben. Die Resultate zeigen, dass Medienvertrauen, die Nutzung von Radio und Fernsehen sowie das Interesse für Sport positiv mit der Dauer der News-Nutzung über das Smartphone korreliert sind. Auch das Geschlecht hat einen signifikanten Einfluss auf die Dauer und Diversität der News-Nutzung. Während Männer täglich durchschnittlich 10,7 Minuten News via Smartphone konsumieren, liegt die Nutzungsdauer bei Frauen bei 5,4 Minuten pro Tag. Die intensive Nutzung von Social Media führt nicht zu mehr oder weniger News-Konsum, aber zu einer diverseren News-Nutzung. Dies deutet auf eine tiefe Markentreue beim News-Konsum hin. Politikinteressierte weisen ebenfalls keine höhere Nutzungsdauer, aber eine diversere News-Nutzung auf. Die Studie hat keinen Zusammenhang zwischen News- oder Social-Media-Konsum über das Smartphone und dem politischen Wissen gefunden, was vermutlich ein Effekt der sehr tiefen mobilen News-Nutzung ist.