Abstract
Wenig bis nichts ist bekannt über schwere Gewalt-und Sexualstraftäter, die im Dunkelfeld agieren. Handelt es sich dabei einfach um die unter klinischen Bedingungen wohlbekannten stark persönlichkeitsgestörten Täter vor deren Entdeckung durch die Organe der Justiz, oder finden sich darunter vermehrt psychisch unauffällige Mittelschichtangehörige, welche sich besser der Strafverfolgung entziehen können ? Diese Frage war bisher kaum zu beantworten, da die Gruppe der schweren Täter wegen ihrer Seltenheit durch die herkömmlichen Dunkelfeldstudien an wenigen hundert oder tausend Personen kaum zu erfassen ist. Die Untersuchung der 21'314 Rekruten im Jahr 1997 (80% der Alterskohorte der 20-jährigen Männer schweizerischer Nationalität) eröffnet die Möglichkeit auch schwerere Formen von Delinquenz im Dunkelfeld zu erforschen. Die ersten Ergebnisse deuten alle darauf hin, dass sich die Dunkelfeldtäter kaum von den aktenkundigen unterscheiden. Einen psychisch unauffälligen Mittelschichttäter, welcher unerkannt ein Leben lang delinquieren kann, scheint es demnach eher nicht zu geben. Vielmehr sind Straftäter von gewichtigem Kaliber sehr oft schon von frühester Kindheit an schwer belastet, dies sowohl durch ihr früh einsetzendes schwieriges Verhalten (Moffitt) als auch durch traumatisierende Erlebnisse. Diesen Umständen sollte man in der Kriminalitätsprävention, in der Strafverfolgung und im Strafvollzug noch vermehrt Rechnung tragen.