Abstract
Durch die Befragung von 21'314 schweizer Rekruten (70% der Alterskohorte der 20 jährigen Männer) konnten erstmals Merkmale schwerer Straftäter im Dunkelfeld erhoben werden. Darunter fanden sich 30 Rekruten, welche eine oder mehrere Vergewaltigungen begangen hatten. Die meisten Vergewaltiger sind polyvalent kriminell und zeigen alle Anzeichen einer schweren Persönlichkeitsstörung. Ausserdem haben sie eine ausgesprochene Neigung zum Agieren sowohl im sexuellen Bereich als auch im leichtfertigen Missbrauch von Waffen. Bei der Rehabilitation solcher Täter sollte darauf geachtet werden, dass das Agieren wirkungsvoll unterbunden wird, da es die Wahrscheinlichkeit von weiterer Delinquenz erhöht.
Unbestreitbar ist die Wiedereingliederung von Tätern mit erheblichem Gefährdungspotential – und dies sind Vergewaltiger – eine sehr heikle Aufgabe. Wenn sie gelingt, findet sie wenig öffentliche Anerkennung, dafür zieht sie umsomehr Aufmerksamkeit an, wenn das einmal nicht der Fall ist. Vergewaltiger sind eine kleine, aber hochaktive Gruppe (eine grosse Zahl dieser Verbrechen geht vermutlich auf das Konto von Mehrfachtätern). Sie unterscheiden sich von anderen jungen Männern deutlich in ihrer Biographie und ihrem Profil, das stark pathologische Züge trägt. Das gilt sowohl für verurteilte Vergewaltiger, wie dies schon früher festgestellt wurde, als auch für (noch) unerkannte Täter.
Bei der Wahl resozialisierender Massnahmen für schwer gestörte Straftäter von erheblichem Kaliber ist darauf zu achten, dass diese auf die spezielle Struktur der Störung massgeschneidert sind.