Abstract
In den Studien- und Ausbildungsgängen für Medizin, Pflege und andere Gesundheitsberufe ist in den letzten Jahren einiges in Bewegung geraten. Dabei ist die politische Stoßrichtung eindeutig: Kompetenzorientierung soll den bisherigen Fokus auf die Vermittlung von Fachwissen und Fertigkeiten ergänzen, wenn nicht gar teilweise ersetzenFootnote 1. Absolventenprofile werden anhand von professionellen Rollen definiert und nicht mehr anhand eines Kanons von abrufbarem Fachwissen, das die Absolvent:innen nach Abschluss des Studiums aufweisen müssenFootnote 2. Dafür werden Studiengänge neu konzipiert, umstrukturiert, Reformanteile implementiert und nicht zuletzt treten gänzlich neue Institutionen auf, die sich häufig in Konkurrenz zu den traditionellen Medizinischen Fakultäten der Ausbildung in Medizin und anderen Gesundheitsberufen widmen. Es soll anders gelehrt, gelernt und geprüft werden: nicht fokussiert auf einzelne Fächer und einzelne Studiengänge, sondern interdisziplinärer (etwa zwischen theoretischen und klinischen Fächern) und interprofessioneller (etwa zwischen Medizin, Pflege und anderen Gesundheitsberufen). Neben diesen wissenschafts- und bildungspolitischen Aushandlungsprozessen und strukturellen Veränderungen scheinen sich mit neuen digitalen Möglichkeiten auch flexibilisierte Räume des Lernens und Lehrens zu öffnen. So unklar und wenig erforscht es ist, wie genau sich Lehr- und Lernverhalten hier verändern, so ergeben sich doch bislang kaum genutzte Möglichkeiten: Digitale Lehrformate in der Abwechslung und Kombination von Online- und Präsenzphasen sowie das dabei vorhandene Potenzial zur flexiblen Modularisierung und Integration einzelner Elemente in unterschiedliche Lehrformate, Themenbereiche und Curricula versprechen, den hohen Anspruch von Kompetenzorientierung sowie von fach- und berufsgruppenübergreifendem Unterricht einzulösen.