Abstract
Nicht nur die Theologen des Reformationszeitalters, sondern auch die Bevölkerung stritt im Alltag über religiöse Dogmen und Frömmigkeitspraktiken. Gerade in Wirtshäusern, wo Menschen unterschiedlicher konfessioneller, aber auch regionaler und sozialer Herkunft aufeinandertrafen, führte die Konfessionszugehörigkeit der Gäste bis ins 18. Jahrhundert hinein immer wieder zu Konflikten. Hierbei zeigen sich in Bezug auf Inhalte, Formen und Funktionen der laikalen Streitinszenierung sowohl Kontinuitäten wie auch deutliche Veränderungen. Ausgangspunkt oder Aufhänger für die Auseinandersetzungen in den konfessionell geprägten Wirtshausstreitigkeiten war zwar die Konfessionszugehörigkeit der Streitenden, doch wurden in den Konflikten nicht zwangsläufig dogmatische Inhalte ausgehandelt, sondern die Wortgefechte oszillierten zwischen konfessionell markierten verbalen Ehrenhändeln und religiösen Streitgesprächen.