Abstract
Die Aufgabe der ersten Sonnenschutzmittel war es, die Entstehung von Sonnenbrand zu verhindern und, dem Zeitgeist der 1950/60er-Jahre folgend, die Bräunung der Haut nicht zu beeinträchtigen. Schnell entstand die Notwendigkeit, die Schutzleistung zu quantifizieren. Ursprünglich unter Zuhilfenahme des natürlichen – heute eines künstlichen – Sonnenlichts wurde eine Methode zur Bestimmung eines Sonnenschutzfaktor (SPF) entwickelt. Dieser ist heute formal als das Verhältnis zwischen minimaler erythemwirksamer UV-Dosis auf mit Sonnenschutzmittel geschützter und minimaler erythemwirksamer UV-Dosis auf ungeschützter Haut definiert (ISO 24444:2019). Drei Beobachtungen stellen die Eignung der Methode infrage: 1) Zwischen-Labor-Variabilität: Trotz strenger Normierung sind Resultate von SPF-Bestimmungen aus verschiedenen Labors und Regionen sehr großen Schwankungen unterworfen. 2) Natürliches vs. künstliches Sonnenlicht: Das Strahlungsspektrum des künstlichen Sonnenlichts unterscheidet sich von dem des natürlichen Sonnenlichts. Die mit künstlichem Sonnenlicht bestimmten SPFs (wie auf allen derzeit im Handel befindlichen Sonnenschutzmitteln abgebildet) sind im Vergleich zur SPF-Bestimmung mit natürlichem Sonnenlicht deutlich zu hoch. 3) Erythembelastung: Bei der Bestimmung des SPF werden die Probanden potenziell schädlicher Strahlung ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund werden alternative Methoden – In-vitro-SPF, hybride diffuse Reflexionsspektroskopie (HDRS) und In-silico-Berechnungen – vorgestellt. Diese haben das Potenzial, die heutige mit erheblichen Einschränkungen verbundene Methode abzulösen. Als Sofortmaßnahme wird die Rückbesinnung auf die für alle verständliche Beschreibung niedriger, mittlerer, hoher und sehr hoher Schutz empfohlen, in Zukunft unter Berücksichtigung des Spektrums des natürlichen Sonnenlichtes.